Der Morgen und die Verheißungen Gottes
Es gibt Momente, die können einen aus dem Ruder bringen und den Alltag ganz schön durcheinander wirbeln. Für mich war meine Covid-Infektion vor wenigen Monaten ein solcher Moment. Ich musste zum Glück nicht ins Krankenhaus, aber die Schmerzen, die ich zeitweise hatte, haben mich körperlich und psychisch an meine Grenzen gebracht. Obwohl ich mir natürlich gewünscht hätte, dass es glimpflicher verläuft (und ich freue mich so sehr für jeden, bei dem es so ist), hatte diese Erfahrung dennoch einen für mich sehr positiven Effekt: Ich kam an einen Punkt, an dem ich jeden Morgen aufgewacht bin – und Gott für den neuen Tag gedankt habe, den ich erleben durfte. Die Selbstverständlichkeit, mit der ich vorher vieles einfach hingenommen habe, gibt es nicht mehr. Jeden Morgen wache ich auf. Meine Lungen füllen sich mit Luft. Ich kann fühlen, ich kann schmecken (das meiste ;-)), ich kann hören, ich kann sehen. Ich sehe, wie die Nacht sich langsam zurückzieht und die Dunkelheit dem Licht weichen muss, weil Gott es so bestimmt hat am Anfang unserer Zeit (Gen 1,3-5). Ich sehe, wie sich die Farben verändern und erste Sonnenstrahlen die Schöpfung in warmgoldenes Licht tauchen. Alles verändert sich, wenn der Morgen kommt. Vögel fangen an zu singen, die Luft fühlt sich anders an, Leben regt sich. Und auch mit uns macht der Morgen etwas.
Als ich vor einigen Wochen in Israel war, habe ich 11 Tage am See Genezareth verbracht. Jeden Morgen bin ich früh aufgestanden und an den See gegangen, um dort mit Gott Zeit zu verbringen und den Sonnenaufgang zu bestaunen. Diese Zeiten haben mir so viel über Gott und Seine Beziehung zu uns verraten: Der Sonnenaufgang ist ein Versprechen Gottes an uns. Im Anfang hat Er sich entschieden, die Schöpfung auf diese Weise zu gestalten. All das blieb auch nach dem Fall bestehen. Jeder Morgen, den diese Welt erleben darf, ist also nicht nur ein Beweis für die Existenz Gottes, der all dies schuf und entschied, dass es so sei, sondern auch für Seine niemals endende Liebe. Anstatt sich abzuwenden von einer in sich verdrehten Menschheit schenkt Er uns jeden Morgen den Aufgang der Sonne, der uns zeigt, dass Gottes Licht jede Dunkelheit beenden wird. Jeden Morgen sehen wir, wie Joh 1,1-5 von Gottes Schöpfung verkörpert wird: Am Anfang war das Wort. Das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. Er (das Wort) war am Anfang bei Gott. Durch ihn wurde alles geschaffen, was ist. Es gibt nichts, was er, das Wort, nicht geschaffen hat. Das Leben selbst war in ihm, und dieses Leben schenkt allen Menschen Licht. Das Licht scheint in der Dunkelheit, und die Dunkelheit konnte es nicht auslöschen. (NLB)
Die Schöpfung verkündet jeden Morgen das Evangelium: Der Sündenfall ist nicht das Ende. Menschengemachtes Leid und Verletzungen sind nicht das Ende. Einsamkeit und Verlassenheit sind nicht das Ende. Unsicherheit und Zweifel sind nicht das Ende. Krankheit und Tod auch nicht. Denn unser König kommt. Er kam das erste Mal, um zu erfüllen, was Gott versprochen hatte – nämlich dass Er unsere Schuld tragen und die Macht der Sünde durchbrechen würde. Und er wird ein zweites Mal kommen, um die Nacht ein für alle Mal zu vertreiben. Jedes Mal wieder, wenn ich über meine eigene Zerbrochenheit und die der Menschen, die Gott mir anvertraut und die ich liebe, nachdenke, komme ich zur selben Bibelstelle zurück. Zu der, als Jesus seinen Freund Lazarus sterben ließ. Und als er, das Leben in Person, der weinenden Schwester gegenüberstand und sagte: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. Er wird ewig leben, weil er an mich geglaubt hat, und niemals sterben. Glaubst du das? (Joh 11,25f.)
Glaubst Du dem, was Gott gesprochen hat? Glaubst Du dem, was Jesus verkündet und getan hat? Vertraust Du, dass der Morgen kommen wird? Der nächste Morgen genauso wie der, der niemals enden wird?
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