Warum Gründonnerstag ein Fest ist
Es gibt manche Feste, von denen im Grunde jeder, ob Gläubiger oder nicht, weiß, dass sie für den christlichen Glauben bedeutsam sind. Dazu gehören mit Sicherheit Weihnachten und Karfreitag und Ostersonntag, vielleicht noch Pfingsten. Und dann gibt es da diese anderen Feiertage, von denen zwar die meisten schon gehört haben, deren Bedeutung und Wichtigkeit dennoch vielen verborgen ist. Zu diesen Tagen gehört Gründonnerstag – dieser nicht ganz definierbare Tag, an dem noch gearbeitet wird, aber viele dabei schon auf das lange Wochenende schielen und vielleicht früher Feierabend machen. Irgendwie liegt Feiertagsstimmung in der Luft, doch eher verhalten, denn das richtige Fest kommt ja erst noch: Sind endlich diese komisch ruhigen Tage Gründonnerstag, Karfreitag und Ostersamstag rum, wird sich an Ostersonntag zumeist im Kreis der Familie getroffen, es wird gegessen und gefeiert, Geschenke werden verteilt und Schokohasen hoppeln im ganzen Haus und bei gutem Wetter auch im Garten umher. Doch was hat es mit Gründonnerstag eigentlich auf sich? Warum feiern wir es? Ich möchte Dich einladen, Dich mit mir auf eine Zeitreise zu begeben und ganz neu zu verstehen, warum Gründonnerstag ein Fest ist.
Wir beginnen unsere Reise in Jerusalem, der Hauptstadt des Israelischen Reiches. Wobei es zu dieser Zeit eigentlich eine Provinz ist, denn das Imperium Romanum hat Israel eingenommen und unterjocht. Aber das jüdische Volk ist stark und hat im Herzen nie die Sehnsucht nach der Freiheit verloren. Und so gibt es oft Aufstände, Rebellen im ganzen Land versuchen, die Besatzer zu vertreiben und Israels Freiheit zurückzugewinnen. Die Römer jedoch sind nicht unerfahren und gut darin, ganze Bevölkerungen in ihren sogenannte „Frieden“ hineinzuzwingen: Brutale Bestrafungen wie Auspeitschungen, perverse Foltermethoden und noch furchtbarere Todesstrafen wie Kreuzigungen von „Verbrechern“ stehen an der Tagesordnung. Die Juden geben ihr Bestes, ihre Identität als erwähltes Volk Gottes in all dem nicht fallen zu lassen, und so feiern sie trotz der grausamen Umstände auch in diesem Jahr die bedeutenden Feste, die Gott ihnen gegeben hat. Heute bei Sonnenuntergang beginnt ein solches Fest: das Passah-Fest, das an die wundersame Befreiung Israels aus der Sklaverei in Ägypten durch Gott selbst erinnert. Im Grunde ist dieses Fest fast das wichtigste für das Volk Israel. Denn der Auszug aus Ägypten wurde zum Beginn seiner neuen Identität – das Bundesvolk des einzig wahren Gottes. So ist Jerusalem als der Ort, an dem der Tempel steht, brechend voll, Tausende und Abertausende sind aus dem ganzen Land angereist, um das Passah-Fest in der Heiligen Stadt mit Familie und Freunden zu feiern. So auch Jesus von Nazareth, dieser wundersame, von vielen geliebte, aber auch von manchen gehasste Mann, der das ganze Land und seine Umwelt seit drei Jahren in Aufruhr versetzt: Manche nennen ihn Lehrer, weil er die Heiligen Schriften auslegt wie kein anderer; andere nennen ihn Prophet, weil es scheint, als könne er in die Herzen der Menschen schauen, weil es scheint, als kämen seine Worte direkt aus dem Herzen Gottes; wieder andere nennen ihn Messias, was auch Christus bedeutet, weil er unzählige Menschen geheilt und an Körper und Seele wiederhergestellt hat, und glauben, er sei der ersehnte Retter Israels, der die prophetischen Verheißungen endlich erfüllen wird.
Vor einigen Tagen ist er auf einem Esel in die Stadt eingezogen und wurde von manchen als König und Hilfe Gottes besungen. Die ganze Woche überraschte er das Volk mit seinen Prophezeiungen über die Zukunft, Ermahnungen und Ermutigungen und dem Unwillen, die Erwartungen des Volkes zu erfüllen. Doch heute lässt die Aufregung etwas nach, denn das Passah-Fest steht vor der Tür. Jesu Jünger und beste Freunde bereiten einen Raum vor, wo auch sie als Gemeinschaft das traditionelle Passah-Mahl zu sich nehmen können. Als es schließlich so weit ist, versammeln sich alle 12 Jünger mit Jesus. Die Stimmung ist ausgelassen, denn Passah ist ein Fest der puren Lebensfreude. Wein wird ausgeschenkt und gutes Essen steht auf dem Tisch. Doch nachdem sie gebetet, gelacht und gegessen haben, wird Jesus mit einem Mal ernst und spricht von etwas, vor dem sich die übrigen Männer allesamt fürchten: Schon einige Male zuvor hat Jesus von seinem Tod gesprochen, aber die Jünger haben es nie verstanden und deshalb zur Seite geschoben. Aber dieses Mal ist es anders. Jesus ist seltsam ruhig, aber er hat dieses tiefe Leuchten in seinen Augen, als er seine Freude anschaut und ihnen ein Brot gibt, das er gerade zerbrochen und gesegnet hat. „Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Tut das zur Erinnerung an mich!“1Lk 22,19, NLB Obwohl ihnen die Bedeutung der Worte noch nicht klar ist, sind die Jünger tief bewegt in ihren Herzen und geben sich das Brot weiter. Danach nimmt Jesus einen Kelch mit Wein, segnet auch ihn und gibt ihn seinen Freunden mit den Worten: „Dieser Wein ist das Zeichen des Neuen Bundes – ein Bund, der mit meinem Blut besiegelt wird, das ich für euch vergießen werde!“2Lk 22,20, NLB Bedrückung macht sich breit, als die Jünger nacheinander aus dem Kelch trinken. Sein Blut? Der Neue Bund? Auch wenn die Jünger nicht verstehen, wieso Jesus von seinem gebrochenen Leib und vergossenen Blut spricht, so lässt die letzte Formulierung sie aufhorchen. Der Neue Bund.
Als Juden kennen die Jünger die Schriften des Alten Testaments sehr gut. Schon als kleine Kinder haben sie die Torah und die anderen Schriften gelesen, denn für das jüdische Volk ist es seit jeher wichtig, das Wort Gottes zu kennen. Schon früh auf dem Weg, den Gott mit diesem Volk gegangen ist, hat es gemerkt, dass es nicht bloß leeres Gerede ist, sondern dass Gott sein Wort hält – die Ermahnungen wie auch die Verheißungen. Davon ist die Geschichte Israels bestimmt seit dem Bundesschluss am Sinai um 1400 vor Jesu Geburt, als Gott sein Volk aus Ägypten befreit hat und es nach dieser Rettung zu seinem Partner in einem heiligen Bund in der gefallenen Welt gemacht hat. Von Anfang an war klar: Es geht Gott nicht darum, ein einziges Volk in dieser gefallenen Welt voll von Sünde, Schuld, Gewalt und Perversion zu heiligen – sondern mit Israel etwas aufzubauen, wodurch letztlich die ganze Welt gerettet und wiederhergestellt wird. Bis zu diesem Abend, an dem Jesus mit seinen Freunden zusammensitzt und diese merkwürdigen Worte spricht, war der Weg lang und steinig und gepflastert von Mühsal und Trauer für Gott und Mensch. Israel zweifelte bald und fiel, durfte nicht gleich in das verheißene Land, das Gott für es vorbereitet hatte. Unter Mose und Josua rappelte es sich auf und wurde schließlich zum treuen Gottesvolk im verheißenen Land. Nur wenig später wurde es jedoch genügsam, wieder fiel es und Gott schickte die Richter als Zeichen seiner Treue. Schließlich wurde Israel zum Königreich: Unter dem Gottesmann David erlebte es seine größte Blüte, sein Sohn Salomo baute den Tempel – Gott wohnte nun mitten in seinem Volk und die Bundesbeziehung prägte das Volk und sein Leben. Doch bald begann der Niedergang: Israel zerbrach in zwei Reiche, in beiden wurden Götzen angebetet und das erwählte Volk begann, seinen Gott zu vergessen. Gott schickte Propheten, die das Volk zurückrufen und ermahnen sollten, es daran erinnern sollten, was für Folgen diese Wende hatte und was auf dem Spiel stand. Sie wurden ausgelacht, in Ketten gelegt, viele erfuhren einen grausamen Tod. Und so hielt Gott sein Wort, das er durch Mose hatte verkünden lassen:3zum Beispiel Dtn 28-31 Israel musste hinaus aus dem verheißenen Land. Von zwei brutalen Völkern wurde das Gottesvolk ins Exil geführt. Aber Israel gab nicht auf. In der Fremde begann es, sich zu besinnen und sich an den Gott zu wenden, den es vergessen und ersetzt hatte. Gott hörte sein Volk und ließ große Menschen aufstehen: Daniel, Sacharja und Haggai, Esther, Esra und Nehemia – durch sie brachte Gott sein Volk zurück nach Israel, um eine weitere Prophezeiung zu erfüllen: ein Neuanfang im Heiligen Land, ein zweiter Tempel, eine neue Chance.4zum Beispiel Dtn 28-31 Wieder im Land, war Israel nicht mehr dasselbe: Geformt durch die harten Erfahrungen hielt es an seinem Gott und dem Bund fest, nie wieder sollte es das Land verlassen müssen. Mit Vehemenz verteidigte es das Land gegen eindringende Feinde. Doch schnell war das Volk wieder zweigeteilt: Manche passten sich den starken Eindringlingen an und begrüßten die fremde Kultur mitsamt den Götzen, andere leisteten Gegenwehr; starke Gruppen wie die Makkabäer standen auf, die Volk und Tempel schützen wollten, geistliche Strömungen wie die Pharisäer entstanden, die durch ein genaues Befolgen der Schriften ein zweites Exil verhindern wollten. Aber dann – kamen die Römer. Dieses strategisch geniale, aber vor allem kompromisslose und ohne Gleichen grausame Volk kam über Israel, das nach einem kurzen Prozess zur römischen Provinz wurde. Was nun, Gott? Wo ist der Bund nun? Warum greifst Du nicht ein wie in den alten Geschichten, die wir seit Kindesbein an gelernt haben?
Es vergingen Jahrzehnte, in denen Israel zwischen Resignation, Anpassung und Gegenwehr hin- und hergerissen war. Die politischen Maßnahmen lockerten sich mit der Zeit etwas, das Ausleben der Bundesbeziehung verwandelte sich aber oft in einen religiösen Betrieb – viele beteten zwar immer noch inbrünstig für ihr Volk, aber den Händlern ging es um Geld und den religiösen Oberhäuptern um Prestige, Führungspositionen des Volkes wurden mit Menschen, die Rom ergeben waren, besetzt. Die Spaltung im Volk wurde immer größer und dennoch kehrte eine Art Alltag ein.
Doch wurde dieser Scheinfriede bald durchbrochen, Angst griff um sich, ein Raunen ging durch das Volk: Der wahnsinnige König Herodes hatte ohne jeden Grund alle männlichen Babys in Bethlehem und Umgebung umbringen lassen. Eine solche Tragödie hatte es noch nie zuvor gegeben. Trauer und Furcht vor den willkürlichen Herrschern wuchsen. Doch inmitten dieser Finsternis, die Israel überdeckte, entstand ein kleiner Funken der Hoffnung – denn manche, die die Schriften gut kannten, erinnerten sich: Diese Tragödie war angekündigt worden, vor langer, langer Zeit. Über 600 Jahre vorher hatte der Prophet Jeremia Worte gesprochen, die jeden, der sie nun las, in Zittern und Staunen versetzte: „So spricht der Herr: »Schreie der Angst ertönen in der Stadt Rama – das Klagen und Trauern nimmt kein Ende. Rahel weint um ihre Kinder und lässt sich nicht trösten – denn sie sind alle tot.«“5Jer 31,15, NLB Die Ankündigung dieses furchtbaren Ereignisses stand jedoch nicht für sich allein – in der Prophetie Jeremias war sie der Vorbote eines Moments, den Israel seit Jahrzehnten, wenn nicht Jahrhunderten herbeisehnte: Dass Gott endlich wieder sichtbar eingreifen und sich gnädig an seinem Volk erweisen würde.
Und so folgt in den Worten Jeremias der Tragödie das Wunder:
„Es wird der Tag kommen«, spricht der Herr, »an dem ich einen neuen Bund mit dem Volk Israel und mit dem Volk Juda schließen werde. Dieser Bund wird nicht so sein wie der, den ich mit ihren Vorfahren schloss, als ich sie an der Hand nahm und aus Ägypten herausführte. Sie sind meinem Bund nicht treu geblieben, deshalb habe ich mich von ihnen abgewandt«, spricht der Herr. »Doch dies ist der neue Bund, den ich an jenem Tage mit dem Volk Israel schließen werde«, spricht der Herr. »Ich werde ihr Denken mit meinem Gesetz füllen, und ich werde es in ihr Herz schreiben. Und ich werde ihr Gott sein und sie werden mein Volk sein. Niemand muss dann noch seine Freunde belehren und keiner seinen Bruder ermahnen: `Lerne den Herrn kennen! ́ Denn alle werden mich kennen, alle, vom Kleinsten bis hin zum Größten«, spricht der Herr. »Und ich will ihnen ihre Sünden vergeben und nicht mehr an ihre bösen Taten denken.«6Jer 31,31-34, NLB
Der Neue Bund. Was für ein wundervoller Moment das wäre! Aber wie sollte aus der Erniedrigung des Volkes und dem Verlust der Kinder solch ein Wunder entstehen können? In Resignation und Trauer verstummte die Hoffnung langsam wieder, aber sie verschwand nicht ganz: In den folgenden Jahrzehnten standen immer wieder Menschen auf, die meinten, der Zeitpunkt für die Befreiung des jüdischen Volkes sei gekommen – doch sie scheiterten.
Doch dann wurde mit einem Mal eine andere Stimme laut: Ein merkwürdiger Mann begann, in der judäischen Wüste zu predigen: „Kehrt um und wendet euch Gott zu, denn das Himmelreich ist nahe.“7Mt 3,2, NLB Johannes nannte er sich, hebräisch Jochannan, was übersetzt bedeutet „Gott ist gnädig“. Johannes rief zur Umkehr zu Gott auf und taufte Menschen als Zeichen eines Neuanfangs. Doch ständig erzählte er davon, dass der Messias bald kommen würde. Der Messias, diese von jedem erhoffte Rettergestalt, die Israel befreien würde. Angesichts ihrer Situation hätten die Israeliten Johannes eigentlich auslachen sollen – aber er war zu überzeugt, predigte mit zu viel Autorität und gab zu viel Hoffnung. Eines Tages predigte Johannes wieder seine Worte der Umkehr, doch mittendrin geriet er ins Stocken – er sah einen Mann am Ufer des Jordan entlanggehen und auf sich zukommen. Für die anderen sah dieser Mann ganz gewöhnlich aus, aber nicht für Johannes. Er zeigte auf ihn und rief laut: „Er ist es, von dem ich sagte: `Bald nach mir kommt ein Mann, der größer ist als ich, denn er war da, lange bevor es mich gab.´“8Joh 1,30, NLB Dieser Mann war Jesus von Nazareth.
Drei Jahre voll von Wundern später sitzt Jesus mit seinen besten Freunden am Festtisch und feiert das Abendmahl. „Dies ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Tut das zur Erinnerung an mich. Dieser Wein ist das Zeichen des neuen Bundes – ein Bund, der mit dem Blut besiegelt wird, das ich für euch vergießen werde.“9Lk 22,19-20, NLB Als die Jünger das hören, können sie zwar noch nicht wissen, was sie erwartet, aber sie wissen, dass etwas Bedeutsames bevorsteht. Der Neue Bund. Wissen die Jünger zu diesem Zeitpunkt schon, dass Jesus damals der Grund für den Mord an den jüdischen Jungen in Bethlehem und der ganzen Umgebung bis nach Rama gewesen war? Später wissen sie es in jedem Fall, denn sie sind es, die diese Information in ihren Berichten weitergeben (Mt 2,13ff.): Jesu Geburt ging nicht ohne Leiden einher, denn einige wenige erkannten, dass dieses Baby der Retter der Welt sein würde. Herodes hörte davon und ließ alle männlichen Kinder töten, weil er Angst vor einem König hatte, der zu diesem Zeitpunkt noch ein Baby war. Dieses Kind war seit Jahrhunderten angekündigt worden: geboren von einer Jungfrau, der Messias der Juden und Retter der Welt, der eine Richter, der in die Gefallenheit der Welt hineinkommt, um sie wiederherzustellen.10etwa in Jes 7,14; Jes 9,1-6; Mi 5,1-4 Jesus nennen ihn seine Eltern im Auftrag Gottes, hebräisch Yeshua,11Mt 1,21.25 und Lk 1,31.2,21 was übersetzte „Gott rettet“ bedeutet.
Gründonnerstag ist ein Fest. Nicht, weil Jesus an dieser Stelle schon das Kreuz ertragen, die Schlüssel des Totenreichs an sich gerissen oder das Grab besiegt hätte. Gründonnerstag ist ein Fest, weil Gott sein Versprechen hält und damit zeigt, dass der größte Sieg manchmal im tiefsten Leid seinen Anfang nimmt: Inmitten des Leids seines Volkes und des Elends der in sich verstrickten Welt richtet er an diesem Tag den Neuen Bund auf – nicht mit einem Hammerschlag, nicht mit einer Vernichtung der Feinde, sondern mit seinem Opfer. Dieses Opfers gedenken wir am Karfreitag, doch begann das Heilswirken Gottes, das wir an Ostern feiern, nicht erst am Kreuz – sondern am Gründonnerstag, als Jesus, der Messias, mit seinen Jüngern diesen Neuen Bund schließt. Seine Freunde verstehen zu diesem Zeitpunkt kaum etwas: Sie wissen nicht, was das für Israel oder die Welt nach sich zieht, sie wissen nicht einmal, was das für Jesus und sie in den nächsten Tagen bringen wird. Und dennoch nehmen sie inmitten der Ungewissheit das Brot und den Wein, weil sie wissen, dass man gerade in Unsicherheit, Leid und Elend, manchmal sogar im Angesicht des Todes an den Verheißungen Gottes festhalten muss: Gott baut sein Reich nicht in menschlichem Triumph, sondern mitten in der Gebrochenheit dieser Welt.
Um das zu zeigen, geht Jesus nach dem Abendmahl mit seinen Jüngern in den Garten Gethsemane, wo er sich zurückzieht, um sich auf das vorzubereiten, was nun nicht mehr aufzuhalten ist. Denn ein rettender Bund mit dem heiligen Gott in einer gefallenen Welt kostet etwas. In diesem Moment wird Jesus das Ausmaß des Bundes, der in ihm geschlossen wird, voll bewusst: Er kämpft mit sich, ist hin- und hergerissen zwischen der Liebe zu Gott und den Menschen und der Furcht vor dem Preis, den er zahlen muss. Die Liebe siegt. Und so lässt Jesus sich kurz danach gefangen nehmen, wird von seinen Freunden verlassen und verraten, von den Soldaten verhöhnt und misshandelt. Jesus beginnt seinen Leidensweg und wartet auf das, was kommen muss. Gründonnerstag ist ein Fest, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so erscheinen mag. Es ist der Tag, an dem Gott sein Verspechen gehalten und den Neuen Bund begründet hat, der durch Jesus in den folgenden Tagen erfüllt wurde, womit die Wiederherstellung der Welt begonnen hat. Jedes Mal, wenn wir das Abendmahl feiern, stellen wir uns in diesen Neuen Bund hinein, nehmen durch Brot und Wein das Opfer Jesu an und werden so eins mit ihm und seinem Leib. Und genau dazu möchte ich Dich heute einladen: Egal, ob Du mit Jesus allein oder mit einigen Familienmitgliedern oder Freunden zusammen bist – feiere heute Abend nach Sonnenuntergang diesen eimaligen Moment mit unserem Retter und nimm das Abendmahl ein. Es muss nicht immer feierlich sein und Du musst nicht ohne Sorgen und Angst, ohne Not und Zweifel sein, um es nehmen zu dürfen. Die Jünger hatten alles an jenem Abend, auch sie wussten nicht, wie es weitergeht; aber sie vertrauten, dass Jesus wusste, was er tat. Verlass Du Dich auch darauf, dass der Gott, der diesen Bund mit Dir schließt, bei Dir ist und Dein Herz kennt. Und so lies die Worte, die Jesus selbst gesprochen hat (Lk 22,19-20), nimm Brot und Flüssigkeit zu Dir, werde eins mit Deinem Retter, der sich selbst für Dich hingab, erinnere Dich daran, wer dieser Gott ist, der Dich so sehr liebt. Und vertrau an diesem Gründonnerstag darauf, dass Dein Gott weiß, was er tut.
Wenn wir heute also Gründonnerstag feiern, tun wir das zusammen mit unzähligen anderen Christen auf der ganzen Welt. Der ganze Leib Jesu feiert heute das Abendmahl und stellt sich so in den Neuen Bund. Und so wird sich einmal mehr erfüllen, was der Apostel Paulus über das Abendmahl geschrieben hat: „Denn jedes Mal, wenn ihr dieses Brot esst und aus diesem Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er wiederkommt!“ (1.Kor 11,26). Lass uns also heute gemeinsam im Geist verkünden, dass unser Herr Jesus wiederkommt, und gemeinsam rufen: „Komm, Herr Jesus!“ (Offbrg 22,20).
Ich segne Dich im Namen unseres allmächtigen Gottes!
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- 1Lk 22,19, NLB
- 2Lk 22,20, NLB
- 3zum Beispiel Dtn 28-31
- 4zum Beispiel Dtn 28-31
- 5Jer 31,15, NLB
- 6Jer 31,31-34, NLB
- 7Mt 3,2, NLB
- 8Joh 1,30, NLB
- 9Lk 22,19-20, NLB
- 10etwa in Jes 7,14; Jes 9,1-6; Mi 5,1-4
- 11Mt 1,21.25 und Lk 1,31.2,21